Ein Abend voller Magie, Emotionen und musikalischer Perfektion – Ludovico Einaudi entführte die ausverkaufte Dortmunder Westfalenhalle am Samstagabend in eine Welt aus Klang und Gefühl. Nach über zwei Stunden wollten die tief bewegten Zuschauer nicht aufhören zu applaudieren.
Schon mit den ersten Tönen wurde klar, warum Einaudi als Meister der atmosphärischen Kompositionen gilt. Sein neues Album The Summer Portraits klang dabei vertraut und doch frisch. Stücke wie Rose Bay schwebten durch die Halle, getragen von anschwellenden Geigen, sanft fließenden Harmonien und einer Melodik, die sich leise ins Herz schlich. Begleitet wurde er von einer zwölfköpfigen Band, die mit dezentem Hall und raffinierten Arrangements für zusätzliche Tiefe sorgte.
Besonders berührend war die Inszenierung: Einaudi saß mit dem Rücken zum Publikum am Piano, während eine Kamera ihn und seine virtuosen Hände einfing. Die Aufnahmen wurden in stimmungsvoller Unschärfe und Gegenlicht auf die großen Leinwände projiziert – ein visuelles Erlebnis, das perfekt zur Musik passte.
Zwischendurch erhob sich der 69-Jährige immer wieder, um kurze Worte ans Publikum zu richten, bescheiden, fast zurückhaltend. Doch seine Musik sprach für sich. Seine Finger glitten mit unglaublicher Leichtigkeit über die Tasten, streichelten sie mit zärtlicher Präzision. Es war ein Spiel aus Pausen und Klang, aus Anspannung und Entfaltung.
Neben Klassikern wie Una Mattina, Divenire und Pathos erklang auch eine Hommage an Maria Callas – ein Duett mit seinem Stamm-Cellisten Rani Hamsa, das mehr ein flüsterndes Raunen als eine große Geste war. Und gerade diese subtile Intensität machte den Abend so besonders.
Ludovico Einaudi bewegt sich musikalisch irgendwo zwischen Minimalismus, Romantik und Neoklassik – und doch lässt er sich in keine Schublade stecken. Seine Kompositionen scheinen wie geschaffen für große Gefühle, für innere Filme, die im Kopf des Zuhörers ablaufen. Wer dabei an Szenen aus Nomadland oder The Father dachte, für die er bereits Soundtracks geschrieben hat, lag sicher nicht falsch.
Als der letzte Ton verklungen war und sich Einaudi mit einem fast seligen Lächeln vom Publikum verabschiedete, brach ein Applaussturm los, der kein Ende nehmen wollte. Die Dortmunder Westfalenhalle war an diesem Abend nicht nur Konzertsaal, sondern ein Raum voller Emotionen, Erinnerungen und purer musikalischer Schönheit.