Phoenix des Lumières entdecken

New York – Paris – Amsterdam – Dortmund: Seit Ende Januar präsentiert die 1990 gegründete und in Paris ansässige Unternehmung ›Culturespaces‹ in der Industriehalle auf Phoenix West, am Phoenixplatz 4, eine der wohl außergewöhnlichsten Ausstellungen schlechthin „Phoenix des Lumières“. Dabei verwandelt sich das Innere der 1905 erbauten, ehemaligen Gasgebläsehalle der Hochöfen mit ihren 13 Meter hohen Mauern in ein einzigartiges Gesamtkunstwerk auf etwa 5.600 Quadratmetern Projektionsfläche. 100 Beamer, 28 Lautsprecher und 10 Subwoofer sind dazu erforderlich.

Das sensationell aufeinander abgestimmte Zusammenwirken von Lichtinstallation, Malerei, Musik wie auch Architektur des denkmalgeschützten Gebäudes erzeugt dabei de facto ein im Körper spürbares Kunsterlebnis, das gleichermaßen atemberaubend wie fesselnd ist. Es fühlt sich an, als würde man selbst Teil dieser imposanten Inszenierung. Dabei wird in historischer Atmosphäre Licht, beziehungsweise seine Wirkung auf das menschliche Bewusstsein eingesetzt, um das Schaffen zweier großer österreichischer Künstler, und zwar Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser, in ganz besonderer Art zu vermitteln und in Szene zu setzen.

Während Erstgenannter, einer der wichtigsten Vertreter des Jugendstils, nicht nur in seiner Kunst zu erkennen gab, dass er das Leben, die Frauen und die Farbe Gold liebte, steht zweiterer für eine farbenstarke und fröhliche Bildwelt, wobei er sich gerne der verspielten Spiralform – also der Schneckenlinie – bediente. „Die gerade Linie führt zum Untergang der Menschheit“, soll er gesagt haben. Sowohl Genussmensch Klimt als auch der von der Kraft der Natur inspirierte Hundertwasser haben es mit ihrer Kunst verdientermaßen zu Weltruhm gebracht. Klimts wohl bekanntestes Werk, ›der Kuss‹ wie auch das zeitweilig mit 135 Mio. Dollar teuerste Bild der Welt, die ›Goldene Adele‹, sind sinnbildlich für sein gleichermaßen romantisches wie von Mystik durchzogenes Schaffen. Hundertwasser hingegen, obwohl in erster Linie Maler, ist den meisten Dortmunder vermutlich eher seiner verspielten Architektur wegen bekannt; – das gleichnamige Haus in der Marsbruchstraße in Aplerbeck könnte ein Grund dafür sein.

Entgegen der eigentlich üblichen Art, in der uns Kunst begegnet, nämlich in Form von Bildern an Wänden oder durch anfassbare Objekte, ist die Kunstausstellung ›Phoenix des Lumières‹ quasi ein rein digitales Museumserlebnis. Die Projektionen, die nicht zuletzt auch die Besucher in Farbe tauchen, bewirken, dass sich jedwede Distanz zum Kunstwerk auflöst, dass Raum und Zeit überwunden werden und man schließlich mit allen Sinnen in das Kunstwerk eintaucht, beziehungsweise ein Teil davon wird. Als „immersiv“ bezeichnet man derartige Kunsterlebnisse. Die lateinische Vokabel ›immersio‹ bedeutet so viel wie einbetten oder eintauchen und meint hier die spezielle Präsentationsform und die damit verbundenen Wechselwirkungen.

Foto: Vincent Pinson
Vincent Pinson

Phoenix des Lumières lockt Kunstinteressierte an

Die faszinierende, knapp einstündige Vorstellung, wird fraglos nicht nur Kunstinteressierte aus dem Ruhrgebiet anlocken. So befördert die außergewöhnliche Kunstdarbietung auch die angestrebte Entwicklung Dortmunds hin zu einem wichtigen Kulturstandort. Für die explizite Absicht von ›Culturespaces‹, ganz besondere Kunst an nicht minder besonderen Orten zu präsentieren, hätten die Verantwortlichen, die lange gesucht haben, keinen geeigneteren Standort finden können; – ist doch der Wandel in der Darstellungsform von Kunst in einer Stadt, die ihrerseits für gelungenen Struktur-Wandel steht, ganz besonders gut aufgehoben. Auch die Namensgebung ›Phoenix des Lumières‹ unterstreicht diesen Wandel. Denn so, wie sich der magische Feuervogel von Albus Dumbledore aus der Asche erhebt und Symbol der Erneuerung ist, so hat sich auch unsere Stadt jenseits von Kohle und Stahl neu erfunden und präsentiert hier nun in illuminierter Form die Neugestaltung von Kunst, unsterblicher Künstler.

Vorerst bis zum 31. Dezember können Klimt und Hundertwasser noch bestaunt werden, danach sollen in einem etwa zehn bis zwölfmonatigem Turnus Künstler und Kunstrichtungen ausgewechselt werden. Ob dem Besucher ab 2024 Miro, Monet, oder van Gogh, Picasso, Dali oder Rembrandt, da Vinci, Michelangelo oder Kandinsky in erleuchteter Form begegnen werden, gehört derzeit noch zu den bestgehüteten Geheimnissen.

Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 9 bis 17 Uhr, freitags und samstags gar bis 21 Uhr. Abseits des regulären Eintrittspreises, der sich auf 15 Euro beläuft, gibt es Senioren- Jugend- Schüler- & Studenten- sowie Familientarife.

Die Eintrittskarten sind unter: www.phoenix-lumieres.com erhältlich.

Foto: Eric Spiller
Phoenix des Lumières
Vincent Pinson


Sonderausstellung „Kosmos“